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Wir basteln uns eine magische Katastrophe

s liegt zwar schon ein "paar Tage" zurück, daß ich das letzte Mal einer Prüfung entgegenfieberte, obwohl ja das Leben genau genommen selbst voller Prüfungen ist, aber an den Eignungstest in jenem Frühsommer habe ich noch recht lebhafte Erinnerungen.

un gehört Prüfungsstreß nicht unbedingt zu meinen Primäreigenschaften. Auch diesmal hatte ich mir einfach photographisch die wichtigsten Gebiete eingeprägt und vertraute beim "Restrisiko" auf Ratio und Logik. So gegen alle Eventualitäten gewappnet rekelte ich mich an jenem Vorabend des "großen Tages" gelassen auf der Couch, in der einen Hand ein Glas Merlot, in der anderen den Telefonhörer.
"Bist du denn gar kein bißchen nervös?" fragt die Stimme ungläubig am anderen Ende des Kabels.
"Nööö! Was ich jetzt nicht weiß, lern ich eh nicht mehr und notfalls helfe ich eben magisch etwas nach." gebe ich großkotzig zurück.

eider muß ich, allen Dogmen über Coolness zum Trotz, anmerken, daß dieses zur Schau gestellte "Das Leben ist schön - der Rest tangiert mich nicht!" bei den meisten Mitmenschen nicht wirklich gut ankommt. In einer Gesellschaft, die vornehmlich von so plakativen Begriffen wie "irdisches Jammertal" geprägt wurde, verbrüdert man sich eben eher durch gemeinsames Leiden denn durch kollektiven Frohsinn.
So startet mein Gegenüber auch sofort einen einstündigen Monolog über Pleiten, Pech und Pannen bei Prüfungen. Ein paar Horrorgeschichten und zwei Gläser Merlot weiter beginnen auch in mir die ersten Zweifel zu sprießen, die sich allmählich zu einer ernsten Besorgnis auswachsen und, als ich schließlich auflege, latent panische Ausmaße angenommen haben.

agie! Natürlich, Magie mußte her. Wild entschlossen raffe ich ein paar Utensilien, die restliche Flasche Merlot und meinen Familienari (manche sagen auch Hund dazu) zusammen.
"Du willst doch um diese Zeit nicht etwa noch ausgehen!?" zetert mein Spiegelbild als ich mich schnell noch "hainfein" mache.
"Halt die Klappe!" pöbel ich zurück, schon halb zur Tür hinaus.

ein Ziel ist ein heiliger See, der an ein großes Parkareal anschließt und in Anbetracht der fortgeschrittenen Stunde und meines "hochgeistigen" Verfalls gut zu erreichen ist. Am Seeufer entzünde ich ein Feuer und bringe erst einmal ein kleines Trankopfer, während ich mein Grimoire nach Schlagworten wie "Weisheit und Erfolg" durchforste. Ich finde einen netten kleinen Spruch, der sich hervorragend mit Runenmagie kombinieren läßt. Ach ja, die Runen.
Mannaz? Hm, Ahnenwissen. Was aber, wenn einer fragt, was meine Ahnen nicht wußten? Dann doch lieber Fehu, denn die symbolisiert schließlich nicht nur den beweglichen materiellen sondern auch den geistigen Wohlstand. Apropos Bewegung. Ich will ja auch durch das Bestehen der Eignungsprüfung mein Leben in neue Bahnen lenken, praktisch dem Schicksal eine neue Richtung geben. Kenaz? Nee, bloß nicht. Wie war das doch gleich mit Fahr-Thor. Raido? Schnell noch ein kleines Trankopfer, Odin wirds schon richten.

enig später habe ich mein "Drehbuch" zusammen und weil ich dramaturgisch gerade so hübsch in Fahrt bin, gebe ich dem Ganzen noch eine dezent schwarzmagische Note, die ich aus einem mittelalterlichen Ritual schottischer Hexen entleihe. Dort war es üblich in der Zeit zwischen Ebbe und Flut in einem magischen Kreis die Elemente zu entfesseln. Einen Fuß im Wasser, einen an Land, eine Hand am Boden und eine in der Luft, bewegte man sich nackt gegen Sonnwend, ein Ritual, mit dem jene Hexen laut mittelalterlicher Chronik angeblich den Teufel beschworen.

war würde auch ich "Tiuvel Uuodan" nicht gerade von der Bettkante schubsen, aber eine Teufelsbuhlschaft war in dieser Nacht nicht unbedingt mein erklärtes Ziel. Daher nahm ich noch ein paar kleine Veränderungen vor. Das Ritual selbst ließ sich recht gut auf die örtlichen Gegebenheiten übetragen. Der Schuhe hatte ich mich bereits zu Anfang entledigt, auf das weitere Entkleiden verzichtete ich wegen der nächtlichen Kühle. So ziehe ich meinen Kreis zwischen Feuer und Wasser, halb in der Luft halb auf der Erde und beginne mich ekstatisch raunend zu drehen...
Geistrunen wußt ich auch zu ritzen, die Hoptr erdachte und sprach, auf Gold und Glas ritzt ich sie, auf Alsvinnz Huf und der Nachteule Schnabel... Abgeschabt wurden alle, die geritzt. In den Trank gemischt und gesandt weite Wege...

uf dem Heimweg sehe ich plötzlich nach etwa einhundert Metern den Schein einer Taschenlampe durch die Büsche irrlichtern, wenig später begegne ich dem Besitzer selbst, der vermutlich hier am Tage etwas verloren hat, vielleicht die Brieftasche oder einen Schlüssel. Der Mann, dem mein Treiben selbst aus der Ferne kaum entgangen sein durfte, schaut etwas verunsichert erst auf meinen "Garm" und dann mein Outfit. (Ok ok, ich gebe ja zu, daß der Isländische Wolfs-Thorshammer ein bissel wie ein Satanistenkreuz aussieht)
"Boo!" sage ich trocken. Der Mann hat es plötzlich sehr eilig.
Schon sehe ich die Schlagzeilen der Bildzeitung vor mir: "Schwarze Messen im nächtlichen Park - Anwohner fürchten um Leib und Leben".

och der nächste Morgen bleibt ruhig und auch meine Prüfung verläuft reibungslos. Den Tag darauf nehme ich mir frei, genieße ein ausgiebiges Frühstück und lese mal wieder ein paar Musikzeitschriften. "Woher kommen die Jungs von Depeche Mode?" lautet die Preisfrage in einer dieser Postillen. "Basildon. Das weiß doch jeder." knurre ich zurück. Eigentlich glaube ich weder an Preisausschreiben im allgemeinen noch an telefonische im besonderen, aber da heute mein Couchpotatoe-Tag ist, rufe ich trotzdem an.
"Glückwunsch, sie haben den Hauptpreis gewonnen!" Im ersten Augenblick bin ich baff. Aber warum nicht, kurzfristig für ein Wochenende zum Mode-Konzert nach Barcelona, das Angebot ließe sich gerade noch unterbringen.

eim nächsten wird das schon schwieriger. "Sie haben gewonnen!" flattert mir einen Tag später die frohe Botschaft ins Haus. Eine Woche nach Malta? Was denn, sofort? O weh, was nun. Verfallen lassen? Eigentlich könnten meine Freundin und ihr Langzeitliebster auch mal wieder eine Alltags-Auszeit vertragen und so schicke ich die beiden kurzerhand in die Sommerfrische und mich selbst nach Barcelona.

eider ist der Erholungseffekt dieses Kurztrips allzu schnell verbraucht, denn in den folgenden zwei Wochen entwickle ich die Aktivitäten eines Reisebüros.
"Hauptpreis: Freuen Sie sich auf einen Urlaub für zwei Personen in unserem schönen Hotel...", "Genießen sie ein Fitness-Weekend...", "Lassen Sie sich 10 Tage in unserem schönen Kurhotel verwöhnen..." - ich kann mich gar nicht erinnern, an all diesen Preisrätseln überhaupt teilgenommen zu haben - "... ein reichhaltiges Sport- und Freizeitangebot...", "...kulinarische Genüsse...", "...Weinprobe...", "...landschaftlich schön gelegen..." - allmählich gehen mir die Bekannten aus - "...fünf Sterne...", "...Whirlpool..." - Hilfe!
"Dafür kann ich mir nicht so kurzfristig Urlaub nehmen." nörgelt meine Mutter, als ich sie an die Türkische Riviera verfrachten will.
"Tut mir leid, aber die Bahamas sind gerade aus!" ätze ich zurück. Allmählich habe ich den Kanal voll. Im Freundeskreis nennt man mich sogar schon scherzhaft "Last Minute". Andererseits bringe ich es aber auch nicht über mich, die Gewinnschreiben einfach zu ignorieren.

lücklicherweise kommt da wenigstens die Nachricht, daß ich die Prüfung mit Bestergebnis bestanden habe. Endlich wieder mal ein Lichtblick. Das muß sofort gefeiert werden! Freudig erregt greife ich schon zum Telefonhörer...
...doch es ist niemand mehr da, den ich anrufen könnte.

Skye Domhain
- Semnonenhain -

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Skye Domhain & Lucky Stone SkyElines - 23.05.2001 - Mailingliste abonnieren: