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Erntebräuche und Erntedank

Hier bringen wir den Kranz
Er ist gebogen und gezogen
Die schöne Nachtigall ist durchgeflogen
Will man die schöne Nachtigall wiederhaben
Muß man den Kranz auf Händen tragen.


uch wenn der gemeine Homo sapiens diese Tatsache heute gern ignorieren möchte: Pflanzen sind als ernährungsphysiologischer Ausgangspunkt und natürlich als Sauerstofflieferant die Basis allen menschlichen und tierischen Lebens auf diesem Planeten.

araus erklärt sich von selbst die zentrale Rolle der Fruchtbarkeit und Wachstum förndernden Kräfte in allen Naturreligionen.

o erwecken wir beispielsweise jedes Jahr im Frühling zu Ostara die nach dem Winterschlaf (Brache) ausgeruhte (also wieder jugendliche) Erde und wünschen ihr Fruchtbarkeit, versinnbildlicht durch Eier, Hasen, Ackerkrönung und zahlreiche Flurumzüge.

um Maifest tanzen wir auf ihrer Hochzeit mit dem Sonnen-, Himmels- und Windgott, der nun die Erde erwärmt hat. Viele Pflanzen stehen jetzt in voller Blüte und warten darauf, von den Bienen oder vom Wind(!) bestäubt zu werden.

u Mittsommer tragen dann viele Pflanzen bereits erste Fruchtstände, die nun wachsen und reifen müssen. Die Erdgöttin wandelt sich erneut. Wir begegnen ihr nun als Kornfrau oder Roggenmuhme. In der nordischen Mythologie wird dieser Aspekt auch durch Sif verkörpert, die als Wachstumsgöttin logischerweise mit dem Regengott Thor verheiratet ist.

ach der Mittsommernacht muß man dann die "Hexengarben" von den Feldern sammeln, die die Unholde, die in jener Nacht umgehen, dort aufgestellt haben, um eine Mißernte herbeizuführen.

er Zeitpunkt der Flachsernte leitet dann eine neue Wandlung ein, denn manche Früchte können nun bereits geerntet werden, andere sind im Reifen begriffen. Auf den Feldern will das kornschwere Getreide nun vor Unwetter geschützt sein. Daher findet man um diesen Zeitpunkt herum im Volksbrauchtum auch zahlreiche Opferbitten und Rituale für Thor/Donar. In manchen Gegenden gibt es hier die Sage vom Bilmeßschnitter, der über die Felder geht, um die Halme abzuknicken.

enn dann einen Monat später der Wind durchs volle Getreide schweift, dann "wollt" oder "wodelt" es im Korn und manchmal geht gar "der Wolf durchs Feld" - ein gutes Vorzeichen für die kommende Ernte. Hier wird der Bezug zu Odin/Wotan als Erntegott geknüpft.

"Waul" oder "Wode" (Goth. Vulths/Vulthr, angelsächs. Vuldor, ahd. Woldar = Glanz, Herrlichkeit, Majestas) als Bezeichnung für seine göttliche Kraft begegnen wir auch in anderen Ausdrücken wie zum Beispiel im sogenannten "Wodelbier", welches den Schnittern gereicht wurde sowie in zahlreichen Schnitterreimen.

er Erntebeginn wurde durch den Gemeindevorstand (früher wohl durch die Priester) auf einen Tag etwa einen Monat nach Mittsommer festgelegt, wenn die Wurzeln des Roggen abzusterben begannen. Der Gemeindevorsteher gab ihn durch das "Umklopfen des Hammers" bekannt.

m Donnerstag vor der Ernte wurde die "Ähretstärke" getrunken, Schnitter und Binder erhielten ein Stärkemahl, den sogenannten "Einstand". Am Abend des ersten Erntetages gab es das sogenannte "Kranzbier".

m ersten Tag erntete man nur nachmittags und in festlichem Gewand. Auch Sicheln und Sensen wurden mit Blumen und Bändern geschmückt. Um nicht "verschrieen" zu werden, mußte der erste Schnitt schweigend erfolgen. Zu Beginn wurde ein Gebet gesprochen, Reste dieses heidnischen Brauches sind wohl Anrufungen wie:

Woold, Woold, Woold!
Häwehüne weit, wat schüht
Jümm hei dal van Häwen süht
Vulle Kruken and Sangen hätt hei
Upen Holte wäst mannigerlei
Hei his nig barn and wärt niog oold.
Woold, Woold, Woold!
[Wold, Wold, Wold!
Himmelshüne weiß was geschieht,
Immer herab vom Himmel er sieht.
Volle Krüge und Garben hat er,
Auf dem Holze wächst mancherlei.
Er ist nicht geboren und wird nicht alt!
Wold, Wold Wold! ]


aufgegangen.

uch Lärmzauber, ähnlich dem an Fastnacht gegen die Winterdämonen, war üblich. Durch Singen, Peitschenknallen oder Trommeln sollten die bösen Geister ferngehalten werden.

en Verlauf der Ernte selbst konnte man aus Vorzeichen deuten. Gingen die gelegten Halme beim Garbenbinden im letzten Jahr auf, gab es gute Ernte. War ein Gelege übrig geblieben, würde die Ernte schlecht.

atten die Kletten Doppelfrüchte so galt das als gutes Omen für reiche Ernte. War die letzte Garbe des Vorjahres klein, so gab es wenig Korn.

in recht verbreiteter Brauch, die Getreideernte einzuleiten, war auch das "Binden" oder "Anbinden". Hier wurde ein Bund Halme (später auch ein grünes Band) um den linken Arm des zu Bindenden gelegt und dazu z.B. gesprochen:

Dies geschieht dem Herrn (Odin/Wotan) zu Ehren
Diese Garbe recht zu vermehren
Und sich nicht lange zu bedenken
Und uns ein kleines Trinkgeld zu schenken.


Dem Ursprung nach handelt es sich hier jedoch weniger um Bettelvers sondern, wie schon durch die fruchttragenden Halme versinnbildlicht, um ein Symbol für Lebenssegen und Fruchtbarkeit. Deutlicher zeigt sich dies in einem hessischen Brauch für frischvermählte Paare, dem sogenannten "Henseln", denen dabei Ähren an den Arm gebunden werden. Daß ursprünglich Ähren zum "Binden" verwendet wurden bezeugt auch ein kurmärkischer Erntespruch:

Es gibt ein altes Recht
Es gilt der Magd und auch dem Knecht
In alten Büchern ist zu finden
Wir dürfen selbst den Bauern binden.
Ich meine nicht mit einem Strick,
Das wär zu plump und auch zu dick.
Ich binde mit dem Ährenband
Die Fessel, die bringt niemals Schand,
Ihr braucht sie ja nicht lang zu tragen,
Die Lösung brauch ich wohl nicht zu sagen,
Doch vorher wie es alter Brauch,
Vernehmet meine Wünsche auch:
Der Himmel(sgott) schenk Euch Glück und Segen,
Auf allen Euren Lebenswegen.


ie Verbindung zur Fruchtbarkeit finden wir auch in den Liebesorakeln um Halm und Ähre. Krachten die Halme beim Binden, so dachte der Liebste an die Binderin. Ein Aufgehen der Gelege gab eine Hochzeit. Vergaß die Binderin gar eine Schwad von Halmen so stand ein Kind ins Haus.

m die Ernte vor Mäusen zu schützen, sollten die Garbenbänder zu Fastnacht geflochten werden und damit sie nicht brechen mir Fastnachtsschmalz eingerieben sein. Auch darf man die Schnur, die diese Bänder zusammenhält nicht fortwerfen, da man sonst fallsüchtig wird. (*3)

enn nun die Ernte ihrem Ende entgegengeht, das letzte Feld in Angriff genommen, also "der Wolf in die Enge getrieben" wird, war es vielerorts selbstverständlich "Wodens Gaul" die letzten Garben stehen zu lassen. Versinnbildlicht wird hier der Geist der Fruchtbarkeit in die letzten Halme getrieben. Um ihn nicht zu zerstören wurden auch einige Halme stehen gelassen und das Korn aus der letzten Garbe wurde für die Aussaat im neuen Jahr verwendet (Stammgarbe).

ie allerletzte Garbe wurde meist besonders groß gestaltet, geschmückt, teilweise auch bekleidet und als "Erntebock" oder auch "Wold" bezeichnet. Sie war der Inbegriff der Fruchtbarkeit und wurde bei den nun beginnenden Erntedankfeierlichkeiten besungen und umtanzt. Bekannt ist dazu ein niederdeutscher Spruch aus dem 16. Jhd., den den Schnitter sangen, während sie die letzte Garbe umtanzten:

Wode, hale dynem Rosse nu voder (Futter)
Nu Distel unde Dorn
Thom andren Jahr beter Korn.


Zogen bei der Gerstenernte die Wildgänse schreiend durch Luft, so hieß es:
De Waur dei kümt!"

eben Wotan ist in dem Oldenburger "Peterbübt" (Wettermacher Petrus) auch Donar als Versinnbildlichung der letzten Halme erhalten geblieben, was auch die Bezeichnung "Erntebock" erklärt. So wurde oft die erste Garbe dem Haushahn vorgeworfen.

iese letzten Halme blieben auch manchmal ungeschnitten stehen. Im Raum Schaumburg nannte man sie "Waul-Roggen" und steckte den "Waulstock" hinein, worauf die Schnitter ein neunfaches "Wold!" oder "Waul!" riefen.

ber auch Frigg als "Kornfrau" und "Roggenmuhme" wurde eine Garbe ins Feld geworfen oder in ein fließendes Gewässer gelegt.

n Hessen ließ man diese letzten Halme auch für die "Herrgottsvögelchen" stehen, eine christliche Umprägung eines heidnischen Opferbrauches für die Seelen der Verstorbenen. In diesem Zusammenhang begegnen in Niedersachsen und Thüringen auch als "Empfängern" dieser Opfergabe "dem alten Mann" und "der guten Frau". Gemeint sind Wotan als Totengott und Frau Holle, die ja auch den Heimchen vorsteht und als Frau Percht bei der Wilden Jagd mitreitet. Der Herbst kündigt sich an, der Winter naht und bald wird wieder das Wilde Heer umgehen.

ahtlos darin eingereiht finden sich auch die Bräuche zur Obsternte, wo es regional verschieden, üblich war, drei Früchte für den "Wilden Jäger" oder "Frau Holle" hängen zu lassen. Aus Österreich stammt dazu der Spruch:

Und auf den heilgen Gallustag (kann auch durch "Erntetag" ersetzt werden :o),
Müß jeder Apfel in den Sack,
Bis auf auf die letzten drei,
Die lassen wir baß hangen,
Die soll Frau Percht sich langen,
Fahrt sie im Sturm vorbei.


er "Erntedank" kam aber oft auch durch einfache Gesten zum Ausdruck, so gab es in der Oberpfalz die "Sichelleg", bei der sich zum Ernteschluß alle Schnitter symbolisch zur Erde niedersetzten um zu verdeutlichen, daß der Acker nun wieder seine Ruhe hat. Zur Sichelleg gehörten natürlich auch Schmaus und "Ausstand".

chließlich war die letzte Fuhre eingefahren und der Erntekranz wurde gebunden. Er bestand aus verschiedenen Getreidearten und Feldblumen und wurde mancherorts auch mit Bändern oder Holzfiguren geschmückt - in Niedersachsen zierte den Erntekranz ein bemalter Holzhahn, Ährengaben wurden auch Erntehahn genannt, denn auch der Hahn gilt als Fruchtbarkeitssymbol.

n Thüringen trieb die Jugend den "Erbsenbär" (eine mit Erbsenstroh gefüllte Puppe) aus. Die Erbse ist Thor/Donar geweiht und daher auch ein Fruchtbarkeitszeichen. Und wenn die Bäuerin die letzte Fuhre, die auf dem Hof eintraf mit Wasser besprengte, dann wollte sie damit sicher keinen Regen herbeizaubern …

inen ähnlichen Fruchtbarkeitszauber finden wir beim Brauch der Schnitterinnen, sich nach der Mahd auf den Acker zu setzen um ihm neue Kräfte zuzuführen. Ein Strauß Korn- oder Mohnblumen wird ins Feld gesteckt oder auch Tannenzweige. Später werden auch die Körner des Erntekranzes der Erde zurückgeben. So gedachte man dem Acker nicht "alles zu nehmen" und seinen fruchtbaren Geist auch noch für das nächste Jahr zu erhalten.

Skye W. Domhain
Aus "Fira Luta - Ausgabe Nebelung 01" - gekürzte Fassung

Anmerkungen

*3 Bezug zu Thor/Donar, der in mittelalterlichen Heilsegen gegen Fallsucht angerufen wird

Quellen:

Bächtold-Stäubli, H./ Hoffmann-Krayer, E.: "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens", 10 Bände, Hrsg.: Hanns Bächtold-Stäubli, Eduard Hoffmann-Krayer, Vorwort: Christoph Daxelmüller, Unveränderter photomechanischer Nachdruck der Ausgabe Berlin/Leipzig 1927-1942, Verlag Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000.

Müller-Kaspar, Dr. Ulrike: "Handbuch des Aberglaubens", 3 Bände, Tosa-Verlag, Wien 1999

Strobl, Hans: "Bauernbrauch im Jahreslauf" - Reihe "Deutsches Ahnenerbe", 2. Abt. 1. Band, Verlag v. Hase & Koehler, Leipzig 1938.

Rheinsberg-Düringsfeld, Otto Freiherr von: "Aberglauben-Sitten-Feste: Germanische Völker", Das festliche Jahr, Universitätsbibliothek Leipzig, 1898, (Reprint-Verlag-Leipzig)


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