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Varblót des Semnonenhains am 20. Lenzing 2001

... den Wolf, die Wölfin halte fern, halt ab den Dieb, o düstre Nacht,
Und bring uns heil zum Morgen hin...


- Rigveda, 2. Jahrtausend v.u.Zt. -

chon breitete die Nacht ihren blauen Mantel über den Hain und nun legte sich auch die geschäftige Betriebsamkeit, die in den letzten Stunden auf dem Kultplatz geherrscht hatte. Ein paar Haselstangen waren erneuert, der Altar gerichtet, der Festbaum geschmückt und allmählich fand man sich in Grüppchen um das noch kalte Kultfeuer zusammen. Einige der Anwesenden hatten die CeBit als willkommenen Anlaß für einen längeren Besuch in Good Ol´ Germany genommen, so manche hatten sich seit vielen Monden nicht gesehen. Da gab es natürlich jede Menge Klatsch und Tratsch, der noch schnell seinen Besitzer wechseln mußte.
Das Hexenkabinett debattierte bereits murmelnd, in einem Kauderwelsch aus Englisch, Deutsch und Zeichensprache über irgendwelche Zutaten. Ich konnte zwar mit den lateinischen Bezeichnungen nicht allzuviel anfangen, doch es waren ganz sicher keine Backrezepte, die sie da tauschten.
Die Gydja, unschwer an ihrem roten Überwurf auszumachen, betrachtete das Geschehen vom Rande aus und bemühte sich, ihrem Amt entsprechend, möglichst würdevoll auszusehen.
"Warum rot?" hatte ich sie einmal gefragt.
"Damit man die Spritzer vom Opferblut nicht so sieht." grinste es zurück.
Ich fragte mich gerade, wann sie wohl heute den Loki rauslassen würde, als der Wehrstand, der noch bis vor einer Stunde krampfhaft an der Trojaburg gebastelt hatte, von seiner letzten Patroille zurückkehrte. "Merde!" tönte es verhalten, als jemand über die Hegeschnur stolperte.
Inzwischen waren alle auf dem Festplatz versammelt. Die Spielleute nestelten an ihren Instrumenten und spielten ein paar kleine Melodien. Ein Übereifriger schleppte noch schnell einen Arm Feuerholz herbei. Plötzlich erschallte der Hornruf über den Platz. Augenblicklich erstarben die Gespräche und alle Köpfe gingen herum. Die Gydja hatte sich erhoben.
"Hlióðs bið ek allar helgar kindir,
meiri ok minni, mogo Heimdallar."
(Ruhe gebiet´ ich allen heiligen Kindern,
Mächtigen und Minderen, Magen Heimdalls.)

ir hatten im Vorfeld beschlossen, die Anrufungen und Rituale, soweit möglich im Eddaoriginal durchzuführen. Das brachte den Vorteil, daß auch die des Deutschen nicht so mächtigen Gäste sie kannten, da die jüngere Edda nun einmal eine der Hauptquellen des Heidentums ist.
Gemeinsam nahmen wir nun noch einmal die rituelle Einhegung vor. Dazu gingen wir in Sonnwend, beginnend im Osten, die einzelnen Haselstangen ab und riefen dazu die jeweiligen Himmelsburgen mit dem dazugehörenden Gott und der Göttin an. Im Zentrum dieses so gezogenen Schutzkreises wurden dann Tyr in seiner Funktion als alter Himmelsgott und Frigg als Erdgöttin angerufen. So geschützt konnte dann auch endlich der Wehrstand Feierabend machen - obgleich marodierende Römerbanden hier ohnehin wohl eher die Ausnahme waren.

ie Gydja erläuterte nun noch einmal kurz das Blót und seinen Ablauf. Danach sprachen alle das Begrüßungsgebet. Die Götter des Festes wurden noch einmal gesondert angerufen:

Freyja, Freyja
Dóttur Njarðar, systur Freys,
Konu Oðs, móður Hnossar,
Eigandi valfalls
Og Sessrúmnis og fressa.
Freyja, Freyja.

Dazu passend stellten wir die Berkanan-Rune nach.

Dann Thor:

Þórr heitir Atli ok Àsabragr,
Sá es Ennilangr ok Eindriði,
Björn, Hlórriði ok Harðvéorr,
VingÞórr, Sönnungr, Véoðr ok Rymr.
Þórr, Þórr, Þórr.

(Was für ein Glück, daß man mir vorher eine Kopie der Anrufungen gemacht hatte.)

Danach folgte natürlich die Haglaz-Rune.

Tyr, der auch zu Ostara gehört, war ja bereits angerufen worden und so stellten wir nur noch einmal Tiwaz nach.

ls Zeichen für die Anwesenheit der Götter wurde nun das heilige Feuer entzündet.
Für gewöhnlich wurden Osterfeuer "geschlagen", eine Tradition, die schon eine gewisse Geschicklichkeit und Erfahrung verlangt. Dennoch hatten es sich einige nicht nehmen lassen, das - zum Glück im Vorfeld - trotzdem zu versuchen. Das Ergebnis ihrer fast zweistündigen Bemühungen knisterte jetzt zaghaft in einem Feuertöpfchen vor sich.
Daraus entnahm nun die Gydja etwas Glut und entzündte das Feuer.

"Eldr er beztr með ýta sonom
ok sólar sýn."
(Feuer ist das beste den Erdgeborenen
Und der Sonne Schein.)
Sie zeichnete das Hamarsmark über die Flammen.
"Þórr viki Þat eldr."
(Thorr weihe das Feuer.)

achdem es sich alle am Feuer gemütlich gemacht hatten, begann gewissermaßen das "Unterhaltungsprogramm". Von den einzelnen Teilnehmern wurden Hymnen auf Freyja/ Ostara vorgetragen.
Besonders hat mir dabei das Gebet an die Morgenröte aus der Rigveda gefallen.
Die Amaler nutzten die Gelegenheit, schnell noch ihrem Stammesgott Gaut, ein Ständchen zu bringen. Die Gydja nahm´s gelassen.
Um den Kreislauf etwas auf Trab zu bringen, machten wir uns jetzt alle, mit Fackeln bewaffnet, auf zum Eiersuchen, was bei der inzwischen herrschenden Dunkelheit gar nicht so einfach war. Alles lief aufgeregt herbei, als endlich jemand das allererste Ei gefunden zu haben schien. Tiumphierend hielt er seinen Fund in die Höhe und wurde von allen freudig umarmt: es war ein rotes Ei!

urück am Feuer warteten alle auf den festlichen Einzug des "Klown" und einen damit eingeleiten Höhepunkt des Abends - das Mysterienspiel.
Die Darsteller hatten seit Wochen ein großes Geheimnis um alles gemacht. Fragte jemand danach, warfen sie sich nur verschwörerische Blicke zu und die Proben glichen konspirativen Versammlungen.
Allerdings muß ich zugeben: das Ergebnis konnte sich sehen lassen. So hatte die Thrymskvida wohl noch keiner erlebt. Allein wie Thor herumtobt und seinen angeklebten Rauschebart schüttelt, als er das Fehlen seines Hammers bemerkt - eine Szene, die zweifellos Theatergeschichte geschrieben hat...

anach waren alle entsprechend aufgekratzt und so begann die Gydja nach einer kurzen Einleitung mit der rituellen Schlachtung des "Osterbocks" als Gemeinschaftsopfer. Zu diesem Zweck hatte sie zusammen mit besagtem "Wingthor" ein Gebildbrot gebacken, das ein ganz ganz klitzekleines bißchen an ein großes Schwein mit Hörnern erinnerte. :-)
"Doner dutiger diet mahtiger,
Wir opfern Dir
einen Bock der zwei Hörner
und vier Klauen hat,
Und wollen Dich bitten…"
Als die Bitte ausgesprochen, war trennte sie mit einem wurmbunten, reich verzierten Dolch dem Gebildbrot den Kopf ab. (Soviel zu oben erwähnten Blutspritzern) Im Anschluß an das Gemeinschaftsopfer folgten die einzelnen Opferbitten.

ach der Segnung der Opfergaben durch die Gydja konnte nun auch endlich das Opfermahl beginnen.
Der Altar quoll über von allerlei Gebäck, Obst , bunten, mit Runen verzierten Eiern und anderen Leckereien. Natürlich aß auch jeder ein Stück vom Opferbock, nur der Kopf blieb natürlich Thor vorbehalten.
Gelegentlich unterbrach man das Mahl für den sveitar drykkja, den Gemeinschaftstrank. Nach dem Freyjahorn ging man dann zum drekka tvímenning, dem Zweiertrinken, über.
Vorrangiges Gesprächsthema war natürlich das Mysterienspiel und im heiteren Nachklang dessen wurden wohl Thorr in dieser Nacht recht viele Trankopfer gebracht.

u fortgeschrittener Stunde lechzte alles plötzlich nach Bewegung und wir veranstalteten Spiele rund ums Ei, bei denen ich soviele davon gewann, daß ich in der gleichen Woche noch ein "kultisches Eiersalat-Essen" veranstalteten mußte.
Schließlich fielen auch den Herren Musikern wieder ihre Instrumente ein und wir tanzten alle ziemlich hemmungslos durch die Trojaburg. Die alten Eichen nahmen´s gelassen, sie hatten wohl schon derberes Treiben gesehen.
Auch der Klown behauptete bis zur Verabschiedung der Götter in den Morgenstunden tapfer seine Stellung am Festbaum - ein gutes Omen.

ätselhaft ist mir allerdings, wie wir es, so ver- und entrückt, tatsächlich noch geschafft haben, Osterwasser schöpfen zu gehen, aber das bleibt wohl ein Mysterium dieser Frühlingsnacht…

Sawny


ines Morgens bemerkte Thor mit Schrecken, daß sein Hammer fehlte. Vergebens durchsuchte er, wild sich den Bart raufend, alle Räume seines Hauses.

a kam Loki, der listenreiche Gott, daher. Er konnte sein schadenfrohes Lächeln kaum verbergen, als Thor ihm sein Mißgeschick erzählte. "Die Riesen werden ihn gestohlen haben", versetzte Loki jedoch gleichmütig. "Wenn du willst, werde ich bei ihnen nachforschen." Und Thor willigte ein.

on Frigga entlieh sich der verschlagene Loki das Federgewand, flog nach Riesenheim und brachte schnell in Erfahrung, daß der Riese Thrym, der König der Unholde, den Hammer gestohlen und acht Meilen tief unter der Erde verborgen habe.
"Nur um einen Preis werde ich den Hammer herausgeben", rief der Riese hohnlachend; "nur wenn Frigga, die schönste Göttin, meine Frau wird!"

ls Loki den Asen diese Forderung überbrachte, schrie Frigga auf vor Scham und Zorn, und in großer Sorge versammelten sich die Götter und hielten Rat; denn wenn Thor den Hammer nicht zurückerhielt, so drohte für Asgard der Untergang.

iderstrebend ließ Thor sich schließlich durch Odins klugen Sohn Heimdall, der als Gott des Frühlichts auch der Wächter des Himmels ist, zu einer List überreden. Als Braut verkleidet, sollte er in Friggas Gewand und Schmuck nach Riesenheim ziehen und selber den Hammer holen. Loki, der verschlagene Gott, erbot sich, ihn als seine Dienerin zu begleiten.

oller Freude empfing der Riese Thrym die Braut, die tief verschleiert vor ihn trat. Er ließ sogleich ein Festmahl herrichten. Man nahm mit den Gästen in der Halle Platz und tat sich gütlich bei fettem Ochsenbraten und schäumendem Met. Mit Verwunderung sahen Thrym und seine Gäste, wie die vermeintliche Braut einen ganzen Ochsen, dazu acht Lachse verzehrte und drei Kufen Met hinuntergoß.
"Acht Tage lang hat meine Herrin nicht gegessen, so sehr quälte sie die Sehnsucht nach dir!" sagte der kluge Loki zur Erklärung des seltsamen Gebarens.

as hörte der Riese gern. Mit plumpen Fingern lüftete er ein wenig den Schleier, um das holde Antlitz der Braut zu sehen. Doch entsetzt fahr er zurück vor den Augen, die wie loderndes Feuer blitzten. "Meine Herrin", versetzte der als Magd verkleidete Loki, "hat acht Nächte kein Auge geschlossen, so sehr verzehrte sie das Verlangen nach dir."

olche Worte erfreuten Thrym sehr, darum rief er befehlend: "Bringt jetzt den Hammer des mächtigen Thor!"

ie frohlockte Thor in seinem Herzen, als man ihm, der vermeintlichen Braut, feierlich den Hammer als Hochzeitsgabe in den Schoß legte!

it ingrimmiger Wut ergriff er den Hammer, wog ihn in der Hand und schleuderte ihn gegen den Riesen Thrym, so daß dieser mit zerschmettertem Schädel von seinem Sitz sank. Ein wildes Getümmel erhob sich, als Thor nun mit dem Hammer Mjölnir auf die übrigen Riesen einhieb, bis keiner aus Thryms Geschlecht mehr am Leben war.

er Himmel lachte und donnerte zugleich, als Thor und Loki vom rauhen Riesenheim hinauffuhren zu Asgards leuchtenden Höhen.


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Skye Domhain & Lucky Stone SkyElines - 17.10.2002 - Mailingliste abonnieren: